Nachhaltigkeit:missio-Petition: Wir brauchen eine Recycling-Wende!
"Europas größte Elektroschrotthalde"
"Agbogbloshie ist eine Elektroschrotthalde und gleichzeitig Stadtteil der Hauptstadt Ghanas Accra. Hier wird jeden Tag tonnenweise Elektroschrott angeliefert und von den Menschen recycelt. Agbogbloshie ist ein gefährlicher und erschreckender Ort und gleichzeitig das Zuhause für rund 150.000 Menschen. " (missio Aachen)
Dank der persönlichen Eindrücke unserer Geschäftsführerin Dr. Eva-Maria Hertkens, die Agbogbloshie selbst besucht hat, können wir die Zustände vor Ort authentisch vermitteln:
"Vor einigen Jahren besuchte ich kirchliche Projektpartner in Agbogbloshie. Die damaligen Eindrücke habe ich noch heute vor Augen: Die Elektroschrotthalde in der ghanaischen Hauptstadt Accra war ein apokalyptischer Ort. Nicht umsonst trägt ein Film über sie den Titel „Welcome to Sodom“. Überall türmten sich ausgediente Gegenstände, vom kompletten LKW bis zu Monitoren und Handys, viele aus Deutschland und anderen westlichen Ländern. Nachdem die Regierung die Halde räumen ließ, wohl um den weltbekannten Schandfleck loszuwerden, verteilt sich dieses Gewerbe heute auf unzählige Orte, wie Projektpartner*innen des Hilfswerks missio Aachen berichten.
Die Abläufe aber bleiben dieselben: Männer und Jungen zerlegen die Fahrzeuge und Elektrogeräte an Ort und Stelle mit bloßen Händen und einfachsten Hilfsmitteln, auf der von Motoröl und Batterieflüssigkeit verseuchten Erde. Kleine Kinder sitzen in schmutzigen Hemdchen in dieser gefährlichen Umgebung, magere Ziegen und Hühner suchen nach Nahrung. Frauen und Mädchen verkaufen Wasser an die Schrottabeiter, um ein paar Cent zu verdienen. Der Gestank des Kunststoffs, der beim Ausbrennen des Kupfers aus Kabeln entsteht, ist beißend und gesundheitsschädlich. Jugendliche, so alt wie mein älterer Sohn, tragen damit zum mühsamen Überleben ihrer Familien bei. Aber was bedeutet „Überleben“ inmitten all dieser giftigen und gesundheitsschädlichen Substanzen? Ein langes Leben wird den Menschen, die ich dort traf, nicht beschert sein, wenn ihnen nicht der Weg in eine geordnete und saubere Recyclingwirtschaft eröffnet wird.
In der globalen Arbeitsteilung entsorgen diese Männer, Frauen und Jugendlichen den Müll unserer Wohlstandsgesellschaft und gewinnen wertvolle Rohstoffe zurück. Mit ihnen werden neue Güter für uns produziert, die wir bedenkenlos ge- und verbrauchen. Wie kann es sein, dass rund 84 Millionen Deutsche geschätzte 200 Millionen alte Handys in den Schubladen liegen haben – Tendenz steigend? Was wir nicht mehr haben wollen, wird exportiert – ob es Gebrauchtwaren oder Schrott sind, wäre wohl oft sehr diskutabel. Hauptsache, wir sind es los.
Es wird höchste Zeit, dass wir mehr Verantwortung für die Folgen unseres Konsums und eine saubere, gesundheits- und umweltschonende Kreislaufwirtschaft übernehmen – indem wir politisch für besseres Recycling stimmen und entsprechend handeln. Wir alle können etwas beitragen: indem wir bestehende Geräte so lange wie möglich nutzen, Altgeräte bewusst bei zertifizierten Recyclingstellen abgeben und überall da, wo es möglich ist, aufbereitete statt neuer Geräte kaufen."
(Dr. Eva Maria Hertkens, Geschäftsführerin kfd im Diözesanverband Aachen)