Frauen und Kirche:Sieben Jahre Weiberaufstand - Was gibt's Neues?
Im Mai vor sieben Jahren erschien Christiane Florins Buch "Weiberaufstand - Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen"
Seitdem ist viel passiert und gleichzeitig wenig. In dieser paradoxen Spannung leben viele Gläubige in der katholischen Kirche. Denn durch Bücher wie "Der Weiberaufstand", die Bewegung Maria 2.0 oder #OutInChurch und den Synodalen Weg ist in den letzten Jahren Bewegung in die katholische Kirche in Deutschland gekommen. Und Bewegung bedeutet in diesem Fall, dass sich nichts bis auf einige Kleinigkeiten geändert hat, aber dass vor allem die Unzufriedenheit über jahrhundertelange Ignoranz theologischer Argumente und die Sehnsucht nach Gleichberechtigung in der katholischen Kirche gut sichtbar in die Öffentlichkeit getreten ist. Und dass nur dieser öffentliche Druck dazu führt, dass man sich an oberster Spitze diesen wichtigen Themen zuwendet, zuhört und vielleicht auch manchmal zustimmt. Passend zu unserer Veranstaltung wurde am 23. Mai auch der 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert, das in Artikel 3 Frauen und Männern die gleichen Rechte zuerkennt. Davon sind wir nach aktuellem Stand in der katholischen Kirche noch sehr weit entfernt.
Christiane Florin macht an dem Abend in Aachen nochmal deutlich, wie wichtig Solidarität ist, Frauensolidarität, aber insgesamt auch Solidarität von allen Menschen, die diese Sehnsucht und zugleich Forderung nach Gleichberechtigung in der katholischen Kirche teilen. Eine Sehnsucht, die sich nicht auf Deutschland beschränkt, sondern auch in der gesamten Weltkirche präsent ist. Viel zu schnell schaut man über doppeldeutige Botschaften hinweg, aus denen im Hintergrund immer noch ein frauenverachtendes, diskriminierendes Welt- und Glaubensbild hervorscheint. Viel zu höflich wartet man voll Geduld auf die Anerkennung der schon längt bewiesenen Argumente und die Ergebnisse der Arbeit der gefühlt tausendsten Gleichberechtigungsprüfungskommission im Vatikan. Einigkeit bestand während der Veranstaltung nach dem eindrücklichen Impulsvortrag von Christiane Florin darin, dass Gleichberechtigung längst überfällig und mehr als nur eine Modeerscheinung ist. Zeitgeist beschreibt eben nicht die Forderung nach Gleichberechtigung, Frauenweihe und Geschlechtervielfalt, sondern vor allem die Ablehnung dieser Forderungen.
Einfache Antworten gab es an diesem Abend nicht, eine billige Hoffnung auch nicht, aber die paradoxe Spannung und das Weiterdranbleiben waren am Ende doch noch da und lassen den Weiberaufstand weiterleben, auch wenn es ihn wie Christiane Florin sagt, so leider immer noch nicht gibt. Danke an Christiane Florin, die solidarische Vergewisserung und dass der Abend trotz Bahnausfällen doch noch möglich war! Vielen Dank auch an Marcel Emonds von "Das Buch in Eilendorf", der den Büchertisch an diesem Abend organisiert hat.
Den Impuls von Dr. Christiane Florin hier Nachlesen