Zum Inhalt springen

Stellungnahme:Ein Verlust der Glaubwürdigkeit, der Menschlichkeit und der Aufrichtigkeit

Der Vorstand des kfd Diözesanverbands Aachen nimmt Stellung zum Urteil des Landgerichts Aachen in zwei Prozessen wegen sexuellen Missbrauchs durch Vertreter der katholischen Kirche
Licht_ins_Dunkel_bringen_kfd
Datum:
25. Juli 2024

kfd Diözesanverband Aachen distanziert sich vom Vorgehen des Bistums

Das Aachener Landgericht hat am 2. Juli 2024 die Klage von zwei Betroffenen sexuellen Missbrauchs gegen das Bistum Aachen zurückgewiesen. Ein wesentlicher Grund war, dass Bischof Dr. Helmut Dieser die Verjährung der Taten geltend gemacht hat. Da wir als katholischer Frauenverband mit über 7.000 Mitgliedern Teil der Kirche im Bistum Aachen sind, möchten wir dazu Stellung beziehen und uns von dem Vorgehen des Bistums klar distanzieren. 

Der Bischof hat öffentlich Betroffene sexuellen Missbrauchs, die sich ans Bistum Aachen gewandt hatten und die anerkannt wurden, dazu ermutigt, vor Gericht zu klagen. Dabei versprach er, die Verjährung der Taten nicht geltend zu machen. Dennoch berief er sich vor Gericht auf die Verjährung.

Nicht nur wegen dieses Vertrauensbruchs, sondern auch grundsätzlich können wir die Einrede der Verjährung von Seiten des Aachener Bischofs und des Bistums Aachen nicht akzeptieren. Wie es der Richter in seinem Urteilsspruch ausgedrückt hat, gibt die katholische Kirche sich selbst einen hohen moralischen Anspruch. Schon deshalb hätte die moralische Verpflichtung gegenüber den Interessen der Betroffenen sexuellen Missbrauchs höher wiegen müssen als die Bindung an ein Finanzgremium und die Sorge um Geld. Und auch der Vermögensrat des Bistums darf sich als Teil der Kirche nicht nur auf ökonomische Grundsätze berufen, sondern muss sich dabei an christlichen Werten orientieren. Dass beides nicht eingehalten wurde und damit nun auch deutschlandweit der Weg für andere Bistümer geebnet wurde, ebenso auf Verjährung zu plädieren, ist ein großer Verlust der Glaubwürdigkeit, der Menschlichkeit und der Aufrichtigkeit in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt durch die katholische Kirche in Deutschland. 

Als Diözesanverband Aachen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) verurteilen wir dieses rücksichtslose Vorgehen durch das Bistum Aachen in diesem Gerichtsverfahren und sprechen unsere ausdrückliche Solidarität den Menschen aus, die diese Klage verloren haben, die erneut im Stich gelassen wurden nach vielen großen Versprechen und die vielleicht nicht mehr Kraft haben werden, weitere Schritte zu gehen. Wir ermutigen alle, die sich noch in irgendeiner Weise mit der katholischen Kirche verbunden fühlen, Unrecht nicht einfach so hinzunehmen, sondern auch laut zu werden und zu protestieren, um an der Seite der Betroffenen sexuellen Missbrauchs durch Vertreter der katholische Kirche zu stehen.